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Die 90er Jahre und der Crash

Ultima VII The Black Gate

In den 90er Jahren ging der Boom der Computerrollenspiele mit der Einführung des VGA Standards weiter. Einer der ersten Spiele in VGA war Ultima VI The False Prophet. In Ultima 6 war es erstmalig möglich, die Heldengruppe via der Maus und mithilfe von Icons zu steuern, was bis dahin in der Serie nur per Tastatur möglich war. Beim Nachfolger, Ultima VII The Black Gate war es 1992 sogar nötig, mit der Maus zu spielen, manche Befehle wie das Laufen in einer bestimmten Richtung war nur mit der Maus möglich, außerdem konnte man mit der Welt interagieren. Ob man nun Brotbackte, aus Wolle und Spinnrad einen Faden webte oder mithilfe einer Schmiede ein Schwert schmiedete, Ultima VII machte es möglich, alle Gegenstände im Spiel konnten aufgenommen und bewegt werden (außer die Schwersten wie Felsen und Möbelstücke, kleinere Gesteinsbrocken und Stühle konnte man dennoch bewegen). Außerdem haben alle Nichtspielercharakter einen festen Tagesablauf, den sie strickt einhielten. So konnte man den Müller morgens beim Frühstücken in seinem Haus antreffen, tagsüber in seiner Mühle und abends in der Taverne zum Umtrunk. Dazu kam noch Voiceacting im Prolog, bei bestimmten Stellen im Spiel und im Epilog, Wetterumschwünge inklusive toll animierten Wolken, Regen und Donner und verschiedene Klimazonen wie Wüste und im Nachfolgetitel Ultima VII Part II Serpent Isle Eis und Schnee.

 

Weitere Spiele dieser Ära, die bis ca. Mitte der 90er Jahre ging, waren die grafisch beeindruckenden Eye of the Beholder Spiele, die in einer Echtzeit 3D Welt spielende Ultima Underworld und Elder Scrolls Spiele und die mit Voice Acting (nur in der CD Version) komplett vertonten Ravenloft und Menzoberranzan Spiele von SSI.

 

Die Elder Scrolls Spiele zeichneten sich ab den zweiten Teil, Daggerfall, um ein neues System der Charakterentwicklung aus. Erstmals war es nötig, die verschiedenen Skills zu üben, um im Level zu steigen. Bei der Charaktererstellung war es auch nötig, die verschiedenen Skills in Haupt-, Neben- und Übrigenskills zu unterteilen. Dies geschah durch Auswahl der angebotenen Klassen, man konnte aber auch eigene Klassen erstellen. Nur wenn man die Haupt-und Nebenskills übt, konnte man im Level aufsteigen, wobei die Hauptskills einen Startbonus erhielten. In der Praxis hieß das, das man oft genug das Schwert gegen Feinde schwingen musste oder ein Schloss knacken musste, um ein Level up zu erhalten. Die so ausgebauten Skills erhöhten auch die Effektivität der Fähigkeiten, so dass ein erfahrener Schwertkämpfer später höhere Trefferzahlen vorweisen konnten und ein geschickter Dieb über bessere Chancen beim Schlossknacken verfügte. Außerdem zeichnete Daggerfall einen bis dato unglaublichen Detailgrad aus: Man konnte sich abseits der Haupthandlung einer der vielen Gilden anschließen oder den vielen (zufallsgenerierten) Nebenquests annehmen, eigene Zauber aus den verfügbaren Zaubereffekten basteln oder sogar Waffen, Rüstungen und Gegenstände verzaubern und eigene Namen geben. Außerdem war Daggerfall mit 80.000 Quadratkilometer Fläche und hunderten von Städten und Dungeons das bis dato größte Rollenspiel aller Zeiten, wenn auch die Landschaft und die Städte mitsamt den Dungeons von Spiel zu Spiel zufallsgeneriert waren.

 

Doch dann kam es ab 1995 zu einem Crash bei den Computerrollenspielen. Ab diesen Zeitpunkt kamen nur noch sehr wenige Rollenspiele auf dem Markt und die grafisch aufgemotzten 3D Shooter wie Doom und Quake übernahmen die Vorreiterrolle der Computerspielgenres, ebenso begann mit Command and Conquer der Aufstieg der bis heute populären Echtzeitstrategiespiele. Dieser Niedergang hielt an bis 1998, als eine kleine kanadische Softwareschmiede namens Bioware ein Dungeons and Dragons Rollenspiel aus der Forgotten Realms Kampagnenwelt herausbrachte, das ihnen bis heute einen legendären Ruf als großartige Spieleschmiede einbrachte : Baldur´s Gate

(neueste Projekte wie Dragon Age II und Mass Effect 3 kratzen allerdings aufgrund ihrer starken Vereinfachung des Charaktersystems und der steigenden Zuwendung in mehr actionorientierte Kämpfe etwas an diesem Ruf....).

 

In Baldur´s Gate erstellt man nach den damaligen Regelsatz der zweiten Edition von Dungeons and Dragons zufolge einem Charakter aus den typischen Klassen und Rassen. Dieser Charakter ist anfangs noch alleine in der jederzeit pausierbaren Echtzeitwelt unterwegs, doch können sich bald bis zu fünf weitere Charaktere ihm oder ihr anschließen. Das Besondere an Baldur`s Gate ist allerdings, dass die Charaktere allesamt ihre eigenen Persönlichkeiten und Vorlieben/Abneigungen haben. So mischen sie sich aktiv in Gesprächen des Hauptprotagonisten ein, streiten oder loben sich innerhalb der Gruppe und können sich sogar je nach Entscheidung des Spielers gegen die Gruppe wenden. Das alles machte Baldur´s Gate zu einem echten Erlebnis, nie zuvor war eine Abenteuergruppe so lebendig. Diese Lebendigkeit sollte der neuste Trend im Computerrollenspielbereich darstellen, der bis heute anhält.

 

Ein weitere Trend im Computerrollenspielbereich stellten die sogenannten Massively Multiplayer Online Roleplaying-Games, kurz MMORPG dar. Die MMORPG sind Rollenspiele, die Online via Internet mit tausenden anderen Spielern auf der ganzen Welt zusammen gespielt werden. Der erste große Vertreter war Ultima Online 1997. Es war zwar nicht das erste Online Rollenspiel (dies war Neverwinter Nights Online 1991, welches aber lange nicht so viele Spieler wie Ultima Online hatte), es war aber das erste Online RPG, was den Namen Massively wahrlich mit seinen tausenden von Mitspielern verdiente.



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© Mathias Haaf