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     Legend of Grimrock                   Review

Der Kerker grüßt im Titelbild

Klassiker wie Dungeon Master oder die Eye of the Beholder Trilogie erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit, das stellte ich fest, als ich 2012 das erste Mal von Legend of Grimrock hörte. Das Spiel wurde von dem unabhängigen, finnischen Entwicklerstudio Almost  Human entwickelt und versucht, die alten Verlieskriecher von damals in die heutige Zeit zu retten. Als Fan der Eye of the Beholder Reihe fand ich das Konzept sehr interessant und freute mich darauf, als ich es zusammen mit anderen Steam Spielen mit dem Humble Bundle 7 kaufte. Ich installierte Legend of Grimrock als Erstes und fing an, meine Erkundungsparty für den modrigen Kerker zu erstellen. Als ich danach auf Start drückte und das Verlies von Grimrock sich mir offenbarte, verlor ich irgendwie das Zeitgefühl und kroch die ganze Nacht durch die Verliese. 

Unser bester Freund im Kerker: der Wiederbelebungskristall

In Legend of Grimrock wird die Geschichte eurer Abenteuergruppe erzählt, welche wegen nicht genannter, schwerer Verbrechen zu den Berg Grimrock gebracht wird, um dort in das gleichnamige Gefängnis geworfen zu werden. Am Eingang zum Gefängnis erklärt euch der Gefängniswärter, dass ihr eure Freiheit und die Tilgung aller Schulden erhalten sollt, falls ihr dem Weg nach draußen finden würdet. Ihr werdet am höchsten Punkt des Berges in den Abgrund gestoßen und müsst  nun in die Tiefe des Berges vordringen, um den Ausgang zu finden.

 

Hmmm, wie kommen wir da rein? Die Party rätselt sich durchs Verlies

Zu Beginn erstellt ihr vier Charaktere, welche aus den Fantasyrassen Minotauren, Echsenmenschen, Insektoiden sowie Menschen bestehen können. Die Charakterwerte Stärke, Geschick, Vitalität sowie Willenskraft repräsentieren eure physischen sowie geistigen Merkmale und fallen Rollenspieltypisch je nach Rasse und Klasse unterschiedlich hoch aus. Legend of Grimrock macht es im Charaktersystem mit seinen Klassen-und Fertigkeitensystem anders als sein Vorbild Dungeon Master, welches ein im Prinzip klassenloses System besaß. Es stehen die Klassen Krieger, Schurke und Magier zur Verfügung, welche allesamt einen eigenen Satz an Fertigkeiten mitbringen. Der Krieger spezialisiert sich auf das effiziente Tragen von Rüstungen, die Meisterung der Nahkampfwaffen Schwert, Keule, Axt oder Unbewaffnet sowie Athletik (welche primär seine Lebenspunkte erhöht), während der Schurke den Distanzkampf via Schuss- und Wurfwaffen lernt, aber auch als Meuchelmörder aktiv werden kann. Der Magier schlussendlich bildet sich in der klassischen Elementarmagie weiter und übt den Umgang mit dem Kampfstab und das Zauberhandwerk (welches seinen Magievorrat erhöht und seine Zaubergeschwindigkeit verbessert). Alle Fertigkeiten können einen Wert von 50 erreichen, wobei es nach verschiedenen Stufen Verbesserungen freigeschaltet werden. Ein Krieger z.b. mit einem Fertigkeitswert von 33 in Schwerter erhält neben einer Verbesserung der Trefferchance, des Angriffsschadens und einer erhöhten Chance zur Auslösung eines besonderen Angriffs noch einen Bonus auf seine Stärke, seiner Energie, seiner Geschicklichkeit und einen Ausweichbonus. Das Magiefertigkeitensystem ist ähnlich aufgebaut, der Magier der Truppe kann seine Fertigkeiten in der Eis-Feuer-Blitz-und Erdmagie verbessern und erhält wie die anderen Klassen Boni für bestimmte Stufen. Zusätzlich schalten Magier beim Verbessern ihrer Fertigkeiten Zaubersprüche frei, deren genaue Kombination allerdings erst im Spiel auf Schriftrollen gefunden werden muss. Die Zaubersprüche werden auf den sogenannten Runecaster Board gezaubert, einer Fläche mit 9 Symbolen, welche Feuer, Wasser, Luft und Erde, Licht und Dunkelheit, Körper und Geist sowie das Gleichgewicht verkörpern. Um zu zaubern, klickt man auf ein oder mehrere Symbole, um damit den Zauber auszulösen. Ein einfacher, frontaler Feuerangriff kann bereits durch das Anklicken des Feuersymbols gezaubert werden, während ein komplexer Zauber wie der Feuerball die Zauberkombination aus dem Feuer-Luft und Körpersymbol benötigt.

 

Sind alle vier Helden erstellt, beginnt Legend of Grimrock wie erwartet in einer geschlossenen Gefängniszelle. Die erste Aufgabe der Gruppe ist demnach das Öffnen ihres Gefängnisses, welches sich allerdings nur durch das Lösen eines (einfachen) Rätsels bewerkstelligen lässt: Die Tür öffnet sich erst, wenn die Gruppe eine Fackel, welche sich an der Tür befindet, aufnimmt und somit für Dunkelheit sorgt. Solche Rätsel werden in Legend of Grimrock meistens durch einen Text an der Wand oder durch eine gefundene Schriftrolle erklärt bzw. man erhält einen Hinweis dazu. Dieses Rätsel war nur ein einfaches Starterrätsel, Legend of Grimrock bietet in den insgesamt 13 Levels noch sehr viele, teils sehr schwere Rätsel, welche dem Spieler so manches Kopfzerbrechen bereiten kann. Dazu kommen noch Geheimtüren, welche sich durch das Beschweren von Bodenplatten oder durch das Drücken von versteckten Knöpfen an der Wänden öffnen lassen und die Eisentüren, welche sich auf den ersten 10 Level von Grimrock befinden. Diese Eisentüren lassen sich nur durch ein bestimmtes Rätsel öffnen, die Eisentür des fünften Levels z.b. kann nur geöffnet werden, wenn man einen Hinweis auf einer Schriftrolle nachgeht, welcher beschreibt, dass sich die Eisentür nur öffnet, wenn man an dem Schnittpunkt zweier Drachenstatuen eine Weile verharrt. Die Eisentüren gaben beim Öffnen dann einen Schatz in Form von Ausrüstung für die Gruppe frei, welcher meist nicht normal im Spiel zu finden ist. Dieses Rätselkonzept ist eine Hommage an Eye of the Beholder, wo es auf jeden Level eine spezielle Aufgabe zu lösen gab, welche den Spieler beim Lösen wie in Legend of Grimrock mit spezieller Ausrüstung belohnte, aber für die Lösung des Hauptspiels nicht notwendig waren.

 

Die Bewegung im Dungeon erfolgt nach dem traditionellen 90° Schritt Prinzip, das bedeutet, dass sich die Gruppe nur in 90° Schritten im Dungeon bewegen kann. Trifft die Gruppe auf einen Gegner, löst das Anklicken der Waffensymbole einen Angriff aus. Die Kämpfe finden in Echtzeit statt, die Gegner und auch die Gruppe können sich während der Auseinandersetzung frei bewegen. Starke Gegner können so geschickt ausmanövriert werden, da Gegner sich entweder nur bewegen oder kämpfen, aber nicht beides gleichzeitig. Geworfene oder geschossene Waffen fliegen physikalisch korrekt auf dem Gegner zu und lassen sich nach dem Kampf (während des Kampfes stecken die Projektile „unsichtbar“ im Gegner) aufsammeln. In Legend of Grimrock ist es nötig, regelmäßig zu essen, glücklicherweise lassen bestimmte Gegner wie die Riesenschnecke oder die Eisechse nach ihren Tod solche Nahrung fallen. Die Gruppe kann rasten, um Lebensenergie und Mana wieder aufzuladen. Allerdings sollte man nicht zu lange schlafen, weil die Helden auch während des Schlafes Hunger bekommen und sich ihre Nahrungsleiste leert. Haben die Helden zu lange nicht gegessen, regenerieren sie keine Lebens-und Manaenergie mehr. In den Kerkern von Grimrock lassen sich verschiedene Kräuter und Pilze finden, welche mit Hilfe eines Mörsers mit Stößels und einer leeren Glasflasche zu verschiedenen Tränken wie Heil-und Manatränke, aber auch Verbesserungstränke, welche die Angriffsgeschwindigkeit für eine kurze Weile erhöht oder den Schaden (auf Kosten der Ausweichchance) erhöht, verarbeiten lassen.  

Die (abschaltbare) Automap führt komfortabel durch den Berg

Technisch sieht man Legend of Grimrock seine Indieherkunft nicht an: Die Grafik mit ihrer Darstellung von feuchten Kerkerwänden, unheimlich flackernden Lichtquellen und ihren detailliert modellierten Feinden und Statuen braucht sich nicht vor einem Triple A Titel verstecken. Die Soundeffekte geben sehr gut die Atmosphäre in den Kerkern wieder, das Scheppern von Ketten und das Knarren von Türen sowie die Geräusche der Gegner passen sehr gut ins Geschehen. Die Geschichte wird in gut designten Traumsequenzen während der Ruhepause der Gruppe erzählt und enthält zum Ende hin eine interessante Überraschung parat.

Die Geschichte, erzählt in Traumsequenzen (hat da jemand "Ultima Underworld" gerufen?)

Mein Fazit:

Legend of Grimrock ist für alle klassischen Dungeon Crawler Fans eine echte Offenbarung, die Reminiszenz an die Klassiker ist hier sehr stark vorhanden. Das Spielprinzip des Erkundens, der zu entdeckenden Geheimnisse, des Auflevelns der Gruppe, des Finden von immer besserer Ausrüstung sowie die toll designten Rätsel motivieren hier für viele Tage und Nächte. Allerdings sollten Anfänger im Genre lieber wegen den teilweise recht schweren Kämpfen auf den höheren Schwierigkeitsgraden den leichten Schwierigkeitsgrad zum Spielen wählen. 

Der Panzer auf zwei Beinen bläst zum Angriff: Ein Oger haut zu
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© Mathias Haaf