Golden Boxes
                                        Golden Boxes

     Dark Sun: Shattered              Lands Review

Der Titelbildschirm

Die menschengemachte Umweltzerstörung und die dahingehende Klimaveränderung sind nicht nur Themen unserer realen Welt, in Spielen wie Wasteland , Bad Blood, Visions of Aftermath: The Boomtown und Fallout bilden sie ebenfalls den Kern der Geschichte. Doch haben diese Spiele zusammen gesehen immer noch den Verweis auf unsere, reale, Welt, spielen sie doch in einer fiktiven Erdzukunft. Dark Sun ist allerdings ein Rollenspiel, welches in einem recht klassischen Rollenspielgewand daherkommt und trotzdem den normalen Rahmen eines Fanatsy Rollenspiels sprengt, da es ebenfalls ein Endzeitszenario besitzt, welches allerdings nicht auf unserer Erde spielt.

"Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!" Magera sind eher schlechte Türsteher

Die Welt von Dark Sun, Athas genannt, war einst eine schöne, grüne und fruchtbare Welt wie so viele andere. Doch skrupellose Magier fanden einen Weg, die Energie der Welt abzuzapfen, um damit ihre eigene Macht zu erhöhen. Diese Magier, welche fortan als Schänder bekannt waren, entnahmen Athas dermaßen viel Energie, dass sich der Planet langsam aber sicher in eine wüste, ozeanlose Einöde verwandelte. Als Resultat mussten alle Lebewesen fortan in der Einöde von Athas, unter der brennenden, gnadenlosen Sonne, um ihr Überleben kämpfen, während die Schänder, mittlerweile fast unsterblich und mit nahezu unbegrenzter Macht ausgestattet, in gewaltigen Städten als Gottkönige, in denen Sklaverei und Arenakämpfe an der Tagesordnung sind, herrschten. Doch es existieren neben diesen großen Städten, welche der Willkür ihrer boshaften Herrscher ausgesetzt sind, auch noch kleine, freie Städte in der Wüste, welchen von entlaufenden Sklaven und ehemaligen Gladiatoren gegründet wurden.

Ja, danke, alter Mann, Barbaren sind ja dafür bekannt, nichts von der Wildnis zu verstehen

Unsere Protagonisten fristen ihr Dasein in einen dieser gewaltigen Städte, Draj genannt, als Gladiatoren. Dort müssen sie Tag für Tag gegen die Monster der Wüste und gegen andere, brutale, Gladiatoren, unter dem ohrenbetäubenden Gebrüll der Zuschauer, antreten und um ihr Überleben kämpfen. Doch eines Tages bietet sich ihnen die Gelegenheit zur Flucht, als eine andere Gruppe von Gladiatoren sich nicht mehr länger der Willkür ihrer Herren beugen wollen. Zusammen mit ihnen gelingt der Party die Flucht aus Draj durch die Abwasserkanäle. In der Wüste angekommen, erfahren sie von einem Großangriff der Gottkönige auf die freien Städte und müssen fortan eine verzweifelte Allianz der freien Städte schmieden, um ihr Überleben zu sichern.

Das Tor zur Freiheit: Die Party metzelt sich in die Wüste

Dark Sun: Shattered Lands verwendet die zweite Edition des Advanced Dungeons and Dragons Regelsatzes, in einer der Kampagnenwelt von Dark Sun angepassten Form. Neben den klassischen Dungeons and Dragons Rassen wie Menschen, Elfen, Halb-Elfen, Zwerge und Halblingen stehen auch noch die Halb-Riesen (Nachfahren von Menschen und Riesen), Thri-kreen (intelligente Riesengottesanbeterinnen) und Mul (magische Kreuzung zwischen Menschen und Zwerge) zur Auswahl. Zur Berufswahl stehen neben Kämpfer, Magier (hier Bewahrer genannt, die das gute Gegenstück zum Schänder darstellen, welche nur soviel Energie aus ihrer Umwelt ziehen, wie sie entnehmen können, ohne ihr Umfeld zu schädigen) Kleriker, Druiden, Waldläufer und Dieben noch der waffenstarrende Gladiator und der Meister der Psi-Kräfte, der Psioniker, zur Auswahl.  

Keramikmünzen gegen Papyrus: Der Bogenhändler kauft auch Zauberspruchrollen

Eine der großen Besonderheiten der Dark Sun Kampagnenwelt ist die Gabe der Psionik: Nahezu alle intelligenten Wesen auf Athas können Psi-Kräfte einsetzen, selbst Charakterklassen wie der Kämpfer oder der Dieb, die traditionell wenig mit übersinnlichen Fähigkeiten zu tun haben. In Dark Sun: Shattered Lands können daher alle Charakterklassen in gewissen Maße psionische Fähigkeiten einsetzen, die Psioniker Charakterklasse hat da allerdings die meiste Auswahl an psionischen Fähigkeiten. Die Psionik ist in drei Teilgebieten unterteilt: Psychokinese, Psychometabolismus und Telepathie. Psychokinese ist die Kunst der Manipulation von Stoffen oder Wesen. Damit lassen sich Gegenstände mit der Kraft der Gedanken in sehr hoher Geschwindigkeit auf Feinde schleudern, um ihnen zu schaden oder die Luft um den Psioniker herum so zu einer elastischen Barriere zu verformen, die ballistische Angriffe wie Bogen- oder Wurfangriffe um die Hälfte abschwächen. Psychometabolismus befähigt den Psioniker, seinem Körper zu verformen. So ist es möglich, sich Krallen wachsen zu lassen, um im unbewaffnetem Kampf mehr Schaden anzurichten oder seine Haut zeitweise so zu verstärken, dass der Psioniker weniger Schaden erleidet. Die Telepathie dient schlussendlich der Verteidigung gegenüber psionischen Fähigkeiten und dem Angriff auf den Geist anderer Lebewesen. Durch die telepathische Kunst kann der Psioniker sich selbst und andere gegenüber psionischen Angriffen abschirmen oder seinen Gegnern einen psionischen Schlag versetzen, so dass der Fein glaubt, er hätte 80 % seiner Lebenspunkte verloren. Alle psionischen Fähigkeiten kosten Psi-Punkte in der Ausführung und je nach Fähigkeit noch einige Punkte zur Aufrechterhaltung der Psi-Fähigkeit. Diese Psi-Punkte ergeben sich aus den Attributspunkten der Charaktere. Demnach sind alle Psi-Fähigkeiten einem bestimmten Attribut (also Stärke, Weisheit oder Konstitution) zugeschrieben, wobei es auf die Höhe dieses Attributs ankommt, ob die Fähigkeit erfolgreich eingesetzt werden kann. So verwendet der ballistische Angriff aus der Disziplin der Psychokinese das Attribut Konstitution, ein höherer Wert bedeutet dort also eine höhere Chance zum erfolgreichen Einsatz. Die Psi Fähigkeiten benötigen wie bereits geschrieben außerdem eine bestimmte Anzahl an Psi-Punkten, ähnlich den Mana Pool in anderen Rollenspielen. Diese Psi-Punkte werden beim erfolgreichen Einsatz (z.b. kostet Ballistischer Angriff 5 Punkte) verbraucht, scheitert der Einsatz, wird nur die Hälfte des Punktwertes verbraucht. Psi-Punkte regenerieren sich pro Stunde um 3 Punkte und wenn die Party rastet, um den gesamten Wert.

Frau mit riesem....Ego: Thalia hat als Psionikerin auch was im Kopf

Eine weitere Besonderheit betrifft die Kleriker von Athas: Da es auf Athas keine Götter gibt, erhalten die Kleriker ihre Macht von einem der Grundelemente, also Feuer, Wasser, Erde und Luft. Im Gegensatz zum Druiden können Kleriker nur Waffen und Zauber verwenden, welche zu ihrem gewählten Element passen. So können beispielsweise Kleriker des Feuers nur Waffen wie Feuerpfeile, Waffen aus Obsidian oder Flammenöl und Zauber wie Flammenklinge oder Feuer widerstehen verwenden. Druiden, die ebenfalls ein Element auswählen müssen, sind nicht derlei Beschränkung hinsichtlich ihres Elements unterworfen, allerdings können sie auch keine Rüstungen verwenden.

Achtung: Kleriker wirft mit Steinen: Serim betet dieses mal die Erde an

Die vierköpfige Party bereist die Einöden von Athas aus der Vogelperspektive, wobei es allerdings keine Weltkarte gibt. Wenn die Party an einem Kartenende angekommen ist, wird die Reise nach einer kurzen Ladezeit auf der nächsten Karte weitergeführt. Die Automap, die tatsächlich die Umgebung im Groben wieder spiegelt, hilft ungemein bei der Navigation der Party, leuchtende Punkte stellen jeweils die Party, NPC und sogar Feinde dar. Man steuert immer nur ein Partymitglied zur gleichen Zeit, alle anderen Partymitglieder sind inaktiv. Das aktive Partymitglied führt auch alle Aktionen in der Welt wie das Reden mit NPC, Gegenstände aufnehmen und die aktive Bewegung aus. Alle NPC und auch Gegner bewegen sich in Echtzeit durch die Landschaft. Gespräche mit NPC werden auf dem halben Bildschirm in umfangreichen Multiple Choice Verfahren geführt. Tatsächlich nehmen Gespräche einen großen Teil der Zeit im Spiel ein. Außerdem gibt es sehr viele, interessante Nebenqueste, welche den Heldenalltag sehr abwechslungsreich gestalten. Trifft die Party auf einen Gegner, schaltet das Spiel in einem rundenbasierten Modus ähnlich den Spielen der Goldboxserie um. Alle Partymitglieder sind nur sicht- und nacheinander steuerbar, wobei jede Figur Aktionspunkte verwendet, um sich etwa zu bewegen, zu kämpfen, einen Gegenstand zu benutzen oder zu Zaubern. Wenn ein Zauber mit Flächenwirkung verwendet wird, verwandelt sich der Cursor der Maus in ein rundes bzw. viereckiges Feld, mit der man genau den Wirkungsbereich des Zaubers sehen kann. Die Anzahl der Angriffe richten sich nach der Anzahl der verwendeten Waffen. So kann ein humanoides Partymitglied nur mit zwei Waffen gleichzeitig kämpfen, während die insektenartigen Thri-kreen mit vier Waffen gleichzeitig angreifen können. Nach dem Kampf kann die Party an festgelegten Punkten (ein Lagerfeuer, welches durch einen Ring aus Steinen repräsentiert wird) rasten, um verbrauchte Zauber-, Psi- und Lebenspunkte wieder aufzufüllen.  

Da nützt auch kein Heulen: Den Sandheulern wird es gleich noch sehr viel heißer dank Feuerball

Athas kommt in einer farbenprächtigen VGA Kulisse daher, wo exotisch, roter Wüstensand mit passenden Kakteen und die typischen Sanddünen sowie längst verfallene Städte, dessen Ruinen wie gigantische Knochen verstreut in der erbarmungslosen Wüste stimmungsvoll dargestellt werden. Exotisch sind auch die Monster im Spiel dargestellt:Von den riesenhaften Bergjägern, welche Tentakeln anstatt Arme haben über die vieläugigen Sandheulern, deren Blick lähmen kann zu den hochintelligenten, Psi-Meistern der Psurlon, welche den Körper eines Menschen und den den Kopf eines Wurms haben, bietet Dark Sun doch eine sehr abwechslungsreiche, so nie gesehene Fauna und Flora, welche den müden Mitteralterrollenspielern doch eine gewaltige Abwechslung bietet. Die Soundeffekte sind ebenso abwechslungsreich gestaltet, jedes Wesen hat seinen eigenen Klang wenn sie angreifen oder schaden erleiden. Die Musik passt sich mit eher düsteren, bedrohlichen Stücken sehr gut den postapokalyptischen Geschehen auf Athas an. Die Animationen sind leider in nur wenigen Phasen gegliedert, somit wirken sie bei den meisten Aktionen wie Bewegung oder Angriff sehr abgehakt und unharmonisch.

Farbenpracht in der Todeszone: Serim auf Sightseeingtour in der Rotsandwüste

Mein Fazit:

Dark Sun: Shattered Lands gehört mit seinem unverbrauchten, exotischen Flair zu meinen Lieblingsrollenspielen. Das Psi-System mit seinem vielen Fähigkeiten erweitert das ansonsten klassische D&D Abenteuer auf Athas um eine sehr interessante Facette. Die vielen interessanten Gespräche, die Nebenqueste und die Vielzahl an Zaubern, Gegenständen und außergewöhnlichen Landschaften, Gegnern und Monstern macht dieses Spiel zu einer spielenswerten Alternative für jeden Rollenspieler, welcher neben Fallout oder Wasteland auch mal gerne eine postapokalyptische Fantasywelt erforschen möchte.

Gespräche und Leichen: Der Einsiedler begrüßt die Party im Sandmeer
Druckversion | Sitemap
© Mathias Haaf